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kleeblattsbuecherblog

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All die verdammt perfekten Tage

All die verdammt perfekten Tage: Roman - Jennifer Niven, Alexandra Ernst

Theodore Finch und Violet Markey gehen auf die gleiche Schule, aber ausgerechnet auf dem Glockenturm der Schule lernen sie sich kennen. Beide hatten das gleiche Ziel: zu springen. Doch Finch überredet Violet, wieder nach unten zu steigen - und geht mit. Ab diesem Zeitpunkt verbindet die beiden eine Gemeinsamkeit und langsam kommen sie sich näher. Und merken beide, dass der jeweils andere Hilfe braucht, um wieder Freude am Leben zu empfinden. Es entsteht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit unbestimmten Ausgang.

Theodore Finch ist ein außergewöhnlicher Junge. Seine Stimmungsschwankungen führen dazu, dass er jeden Tag daran denkt, sich das Leben zu nehmen und wie er es wohl am Besten tun könnte. Bis er Violet kennenlernt. Ab diesem Zeitpunkt hat er nur eine Mission: Violet das Leben wieder schmackhaft zu machen.

Die Art, wie die Autorin an das Thema herangeht, lässt vermuten, dass sie selbst mit dem Thema "Selbstmord bei Jugendlichen" konfrontiert war. Dies bestätigt sie auch im Nachwort und ihre hingebungsvolle Recherche ist im Roman auch spürbar.

Damit ist auch nachvollziehbar, dass sie manchmal schon etwas sehr ins Detail geht und anfängt, sich etwas zu verzetteln.

Ihr Hauptprotagonist Finch ist eine sehr traurige Gestalt. Er versteckt sich hinter seinem gekünstelten Gehabe und einer von ihm selbst bestimmten Art von Sarkasmus. Keiner kennt den wahren Finch, den sensiblen, hochintelligenten und depressiven jungen Mann, der durch seine verkorkste Kindheit den Lebenswillen so gut wie verloren hat.

Violet hat bei einem Unfall ihre ältere Schwester verloren und versinkt in Schuldgefühlen und ihrer Trauer. Keiner kann sie herausholen. Sie zieht sich von allen zurück. Auch bei ihr scheint der Lebenswille abhanden gekommen zu sein. Nur ist es bei ihr die pure Trauer, die sie davon abhält, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren.

Ich bin mit gemischten Gefühlen an das Buch herangegangen. Selbstmord bei Jugendlichen ist kein leichtes Thema, aber ich muss letztendlich sagen, dass die Autorin dies sehr gut umgesetzt hat. Mit viel Gefühl, umfangreicher Kenntnis und dem Hang zu Dramatik ergibt sich hier eine gelungene Mischung.

Gerade Finch ist ein sehr gelungener Charakter. Aber auch die Nebencharaktere sind in meinen Augen hervorzuheben. So Finchs Mutter oder seine Schwester Kate. Bei beiden ist die Hilflosigkeit schon fast spürbar und ich habe mir mehrmals gewünscht, dass ich einfach helfen könnte.

Aber nicht nur der Wunsch nach dem Selbstmord steht im Mittelpunkt. Es wird auch die Freude am Leben vermittelt, die Möglichkeiten, die man hat, die Zukunft, die man sich selbst gestalten kann und wie man sich selbst lieben lernt. Dabei finde ich es bemerkenswert, wie sensibel die Autorin mit allem umgeht und dass sie es schafft, dass man am Ende des Buches zum Nachdenken angeregt wird.

In mehreren Rezensionen haben ich gelesen, das Parallelen zu "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gesehen werden. Ich musste zwar am Ende auch daran denken, finde aber, dass die Autorin eine vollständig andere Geschichte geschaffen hat, weil sich im Gegensatz zu "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" die Protagonisten aussuchen, ob sie ihrem Leben ein Ende setzen oder nicht.

Finch und Violet arbeiten zusammen an einem Schulprojekt und haben es sich zum Ziel gesetzt, einige Ziele in Indiana, dem Staat, den sie leben, zu erwandern. Die Ziele, die die beiden erkunden, sind dabei so banal, dass sie wieder so interessant sind, dass ich sie mir gerne mal ansehen würde.

Die tragische Geschichte um die beiden Teenager steigert sich allmählich und bietet einem am Ende dann doch eine kleine Überraschung, die mich etwas sprachlos zurückgelassen hat. Ich hatte wirklich gehofft, dass die Autorin das Ruder noch einmal herumreißt. Aber trotzdem war ich zufrieden mit dem Ausgang.

Fazit:
Zwei Teenager auf ihrem Weg zurück in das Leben, dass sie sich wünschen.